" Je veux faire un beau cadeau à l'humanité. Je ne fais pas cela uniquement pour moi. Je veux préserver une certaine forme de culture du quotidien." Bernhard Paul.

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vendredi 8 octobre 2010

LA NOUVELLE EXPOSITION DE DIETMAR FRITZ



Grevenbroich
Alte Zirkus-Dynastie aus Kapellen
VON WILJO PIEL - zuletzt aktualisiert: 06.10.2010 - 19:20
Grevenbroich (NGZ) Kapellen war Heimatort einer bekannten Zirkus-Dynastie: In einer Villa an der Wilhelmstraße lebte die Familie Mark, die Gastspiele bis nach Südamerika gab. Dietmar Fritz erforscht die Geschichte dieser alten Sippe.


Die Kinder des Direktors waren allesamt Artisten. Drei Töchter agierten als Dressurreiterinnen. Direktor Otto Mark und seine Großfamilie lebten Anfang des vergangenen Jahrhunderts in einer schmucken Villa an der Wilhelmstraße. Von dort startete der Zirkus seine Gastspiele, die ihn quer durch Deutschland, die Nachbarländer, sogar bis Südamerika führten.
"Das war eine interessante Familie", sagt Dietmar Fritz. Und der 62 Jahre alte Düsseldorfer muss es wissen. Denn der ehemalige Sales-Manager ist seit seiner Pensionierung vor vier Jahren Zirkus-Historiker und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte der "Fahrenden Leute". Und dazu zählen nicht nur die Althoffs, die Sarrasanis oder die Renz', sondern eben auch die Marks aus Kapellen.
Der Zirkus von Otto Mark bot ein Programm mit Artisten, Clowns sowie – seinerzeit sehr beliebt – Pferdedressur und Kunstreiterei. Das Unternehmen war modern ausgestattet, es warb auf seinen Plakaten mit eigener Feuerwehr und einer "60-pferdigen Dampfmaschine", die für Energie sorgte. Mit seiner Frau Henriette hatte Mark elf Kinder, die allesamt unter der Zirkuskuppel mit eingespannt wurden. "Dabei kam es auch zu tragischen Begebenheiten", erklärt Dietmar Fritz. Marks erster Sohn, Otto jr., verlor 1901 das Leben. Bei einer Vorstellung in Saarlouis verlor der Elfjährige bei einer Luftnummer den Halt und stürzte mit seiner Schwester vom Trapez in die Tiefe. Während das Mädchen von einem Helfer aufgefangen werden konnte, erlag der Junge seinen schweren Verletzungen. Ein Schicksalsschlag für die Familie
Sohn Otto junior starb 1901 in Saarlouis nach einem Absturz vom Trapez.
"Der Zirkus Mark reiste wohl wirtschaftsbedingt nur bis in die späten 1920er Jahre", erzählt Dietmar Fritz. Otto Mark starb im Juli 1930. Kurz darauf gründete sein Schwiegersohn Willi Erbes-Rösner den "Zirkus Kapella", dessen Name sich vom Wohnsitz der Familie ableitete. "Er wurde jedoch nach wenigen Jahren eingestellt, vermutlich aus politischen Gründen", erklärt der Zirkus-Historiker. Dietmar Fritz hat bereits etliches Material aus dem Nachlass der Familie Mark zusammengetragen. Er hofft nun, dass er in Grevenbroich noch Nachfahren dieser Dynastie finden wird, die ihm weitere Details berichten können. Beste Gelegenheit dazu bietet sich im kommenden November. Dann nämlich wird Fritz unter dem Titel "Manege frei" eine eigene Ausstellung im Museum Villa Erckens bestreiten und darin die Geschichte der deutschen Zirkusfamilien beleuchten.

INFO
Aktuelle Ausstellung
Wann Der Düsseldorfer Dieter Fritz stellt vom 19. November bis zum 23. Februar im Museum Villa Erckens aus.
Was Unter dem Titel "Manege frei – Zirkus gestern und hetue" werden große Modelle, Plakate, Artistenkostüme, Fotos und Originaldokumente präsentiert.
Deren Stammbaum geht zurück auf Anton Mark, der im 18. Jahrhundert als Puppenspieler durch die Lande reiste. Einer seiner Nachfahren war Otto Mark, der 1863 geboren wurde und später einen großen Zirkus betrieb – das erste nachgewiesene Gastspiel wurde 1886 gegeben. "Der Zirkus war zu dieser Zeit etwas Besonderes, eine Sensation. In der Manege wurden wagemutige Akrobaten gezeigt und exotische Tiere – so etwas gab es nicht alle Tage zu sehen", schildert Dietmar Fritz.